Die Großeltern und Urgroßeltern kennen noch die Methode,
um aus Weißkohl Sauerkraut herzustellen. Dabei sollten Sie nur den
späten Weißkohl nehmen, da er den festeren Kopf hat. Entfernen
Sie die äußeren Blätter, vierteln Sie die Köpfe und
schneiden Sie den Strunk keilförmig aus.
Nun wird der Kohl fein gehobelt. Mit reichlich feinem Salz, pro kg Weißkohl
nimmt man wenigstens 13g Salz und eine Prise Zucker, wird das Kraut gut
vermengt und mit den Fäusten fest in ein glasiertes Steingutfass
oder Glas gestampft. Wer möchte, kann je nach Geschmack noch Wacholderbeeren,
Kümmel und Nelken sowie saure Apfelstücke oder geraspelte Möhren
hinzugeben.
Dabei sollte man erwähnen, dass die Technik mit den "Fäusten"
angeblich eher ungewöhnlich ist: Auf vielen Bauernhöfen wurde
der Kohl in großen Trögen mit speziellen Holzschuhen oder sogar
mit den nackten Füßen gestampft! Achtung: Den sich dabei bildenden
Saft dürfen sie unter keinen Umständen entfernen ... erst recht
nicht, wenn Sie mit nackten Füßen gearbeitet haben!
Zum Schluss kommt auf den eingestampften Weißkohl ein unbehandeltes
Eichen- oder Buchenbrett, auf jeden Fall ein harzfreies Hartholz, dass
etwas kleiner als der Fass- oder Glasinnendurchmesser ist. Sonst käme
es ja nicht hinein oder heraus. Das Brett wird vorher mit einem sauberen
Leinentuch umwickelt (Geschirrtuch). Das Ganze wird mit einem sauber geschrubbten
Pflaster- oder Feldstein beschwert!
Bei dem eingestampften Weißkohl setzt eine Milchsäuregärung
ein. Der Saft und die sich darauf bildende Kahmschicht schließen
das Sauerkraut gegen die Außenluft und damit gegen unerwünschte
Keime ab. Deshalb muss das Sauerkraut auch immer durch den Druck des Steines
unter dem Flüssigkeitsspiegel gehalten werden. Während der zweiwöchigen
Gärungszeit sollten Sie je nach Geschmack ab und zu einen Schuss
Weißwein hinzugeben. Mit weiteren Zutaten lässt sich der Geschmack
nach Belieben variieren. Probieren Sie am besten einfach aus, welches
Kraut Ihnen am besten mundet.
Praxistipp: Tuch, Stein und Brett müssen übrigens wöchentlich
gereinigt werden!
Das Fass stellen Sie am besten in einem frostfreien, nicht zu warmen Keller
auf, denn Sie müssen mit einer leichten Geruchsbelästigung rechnen.
Für einen Gemeinschaftskeller in einem Mietshaus ist die Sauerkrautherstellung
also nicht unbedingt geeignet.
Zuviel Salz ist dabei überhaupt kein Problem. Sie brauchen das Sauerkraut
vor dem Gebrauch einfach nur etwas intensiver zu waschen. Zu wenig Salz
kann dagegen zum totalen Misslingen führen, da sich dann andere als
die gewünschten Milchsäurebakterien, z. B. Fäulnisbakterien,
breit machen könnten.
Single-Version
Wenn sie aus den "Geruchsgründen" die Fassmethode im Keller
nicht anwenden können, gibt es noch die Variante für den Single-Haushalt:
Sie nehmen einfach ein Einmachglas, stampfen den mit Salz vermischten
Weißkohl hinein, so dass das Glas zu 3/4 gefüllt ist.
Jetzt kommt der Gummiring, der Deckel und die Klammer darauf - und ab
damit in den Keller. Nach etwa drei Wochen sollten Sie eine Portion hervorragendes,
selbst gemachtes Sauerkraut genießen können!
D. Freißler, Terpe
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- einige Hilfsmittel
zur Sauerkrautherstellung, teilweise bis 100 Jahre alt
Kohlhobel
mit Holzfaß
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Krautschwinge
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Krautschneider zum kurbeln
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